Reedermacht außer Kontrolle. Wie sich MSC weltweit Häfen und Transportwege aneignet

Film und Diskussionsveranstaltung

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
der Hamburger Senat hat einmal mehr den Verkauf von öffentlichem Eigentum beschlossen, diesmal den Verkauf von 19% der Aktien an die weltgrößte Reederei MSC, und will dafür die Zustimmung der Bürgerschaft. ver.di ist gegen den Verkauf und tritt für einen Rückkauf der bislang privat gehaltenen Aktien durch die Stadt ein.

Wer mehr zum Hintergrund der Reederei MSC wissen will, ist herzlich eingeladen zu zwei Vorstellungen des Dokumentarfilms „Reedermacht außer Kontrolle. Wie sich MSC weltweit Häfen und Transportwege aneignet“ am 04.03. und am 13.03.2024 ab 18 Uhr im Gewerkschaftshaus Hamburg.

Film und Diskussionsveranstaltung
„Reedermacht außer Kontrolle. Wie sich MSC weltweit Häfen und Transportwege aneignet“

42 Min. – Italienisch mit deutschen Untertiteln

am 04. März 2024 um 18.00 Uhr und am 13. März 2024 um 18.00 Uhr
im Gewerkschaftshaus Hamburg, 9. Etage, Raum St. Georg, Besenbinderhof 60, 20097 Hamburg

presse.mitteilung ver.di hamburg

Der Hafen ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil Hamburgs, er gehört auch den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt

Privatisierung stoppen
Hamburg, den 17. Februar 2024

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ruft Beschäftigte aus Hafenbetrieben, Mitglieder der DGB-Gewerkschaften sowie die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Hamburg am Mittwoch, den 21. Februar 2024, zu einer Demonstration gegen den Verkauf von Anteilen der HHLA an die italienische Reederei MSC auf. Ziel dieser Demonstration ist es, die ablehnende Haltung gegenüber der Privatisierung nachdrücklich zu unterstreichen.

Die weitere Privatisierung des Hamburger Hafens birgt laut ver.di nicht nur Risiken für die Beschäftigten, sondern gefährdet auch die Interessen der Stadtgesellschaft.
Sandra Goldschmidt, Landesbezirksleiterin ver.di Hamburg, betont: „Die Interessen eines privaten Investors, in diesem Falle sogar der weltweit größten Reederei, decken sich nur in den wenigsten Punkten mit denen der Stadt bzw. ihren Bürgerinnen. Eine für die Stadtgesellschaft langfristig sinnvolle, strategische Entwicklung des Hafens, auch unter umwelt- und klimapolitischen Aspekten, wird durch eine weitere Privatisierung der HHLA deutlich erschwert. Anstatt die falsche Entscheidung der Teilprivatisierung der HHLA der CDU aus 2007 zu korrigieren, plant der aktuelle rot-grüne Senat seine Anteile an der HHLA weiter zu reduzieren. Wir fordern deshalb die Abgeordneten der Hamburgischen Bürgerschaft auf, diesen Irrsinn zu stoppen und gegen den geplanten Verkauf von rd. 20 Prozent der HHLA-Aktien zu stimmen.“

Bereits seit der Bekanntgabe der Pläne im Herbst 2023 warnt ver.di vor den möglichen negativen Auswirkungen auf Beschäftigung, Arbeitsbedingungen und Tarife durch die Privatisierung. Die Zusage betriebsbedingter Kündigungsausschlüsse für fünf Jahre erscheint als unzureichender Schutz. Gleichzeitig bleibt die Zukunft von über 3000 Beschäftigten in Eurogate, dem Gesamthafenbetrieb, den Laschereien, Festmachern, Schleppern und weiteren Gewerken unklar.

„Neben den Kolleginnen der HHLA sind auch Tausende weitere Beschäftigte im Hamburger Hafen betroffen. Auf die Frage, wie Arbeitsplatzsicherheit und Tarifstruktur im gesamten Hafen gewährleistet werden können, hat der Senat bisher keine ausreichende Antwort gegeben. Es ist nicht hinnehmbar, dass die Risiken einer rein profitorientierten Ausrichtung der strategisch wichtigen HHLA von den Beschäftigten und nicht zuletzt von unserer gesamten Stadtgesellschaft getragen werden müssen“, so André Kretschmar, ver.di Landesbezirksfachbereichsleiter Fachbereich Öffentliche und private Dienstleistungen, Sozialversicherung und Verkehr in Hamburg.
 
Hinweise für Redaktionen für die Demonstration am 21. Februar 2024
Beginn: 17 Uhr auf dem St. Annenplatz
Demonstrationsroute: Am Sandtorkai – Auf dem Sande – Brooksbrücke – Mattentwiete – Cremon – Bei dem Neuen Krahn – Kajen – Rödingsmarkt – Graskeller – Stadthausbrücke – Düsternstraße – Alter Steinweg
Schlusskundgebung: Wirtschaftsbehörde – Alter Steinweg
Dort gibt es auch die Möglichkeit für O-Töne und Gespräche.

Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft

Strategische Partnerschaft zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH), der HGV Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement mbH (HGV), der Hamburger Hafen und Logistik Aktiengesellschaft (HHLA) und der MSC Mediterranean Shipping Company (MSC) über ihre Tochtergesellschaft SAS Shipping Agencies Services Sàrl (SAS)

Drucksache 22/14401

Stellungnahme Jana Kamischke zum Ausschusses für Wirtschaft und Innovation FHH

Sitzungsdatum: 6. Februar 2024

Genau. Ja. Sehr geehrte Damen und Herren! Auch ich bedanke mich dann auch mal, dass ich hier sprechen darf. Mein Kollege Lars Berner hat so ziemlich alles gesagt, was ich mir aufgeschrieben hatte, von daher greife ich noch mal in eine andere Tasche, und zwar eine Zaubertasche, denn das werden wir in der Form als Beschäftigte der HHLA, ich habe das noch nie vorher erlebt, auch wahrscheinlich nie wieder erleben, dass Arbeitnehmervertreter mit Gunther Bonz, mit dem NABU, mit der CDU, mit der LINKEN und mit wirklich diversen, unterschiedlichen Vertretern heute hier einer Meinung sind, nämlich dass dieser Deal, die HHLA an MSC in dieser Größenordnung zu verschachern, Verramschen von städtischem Eigentum ist. Nun haben wir das heute schon an der Stelle ein paarmal gehört.


Ich greife jetzt zum Thema HEP eher den Universalhafen noch mal auf und auch unsere Position dazu. Traditionell kommen wir aus einem Bereich, wo wir immer Wert darauf gelegt haben, dass der Hafen auch wirklich das Herz der Stadt ist, dass er Geld bringt, dass er profitabel ist, dass man sich damit identifizieren kann. Die Hafenentwicklungen gehen auch in die Richtung, auch wenn sie wirtschaftlichen Interessen natürlich unterliegt, das ist allen klar, haben alle möglichen Bereiche ihre Kritik, ihre Ideen, vielleicht auch zukünftige Innovationen hier miteinbringen können, und auch in diesem Fall.


Aber auch ich stelle fest als Mitarbeiterin in einem Hafeneinzelbetrieb, dass wir uns immer weiter davon entfernen, überhaupt noch eine Position zu entwickeln, die uns in irgendeiner Form noch speziell macht. Also wir legen nur noch Wert auf Container, auf Schnelllebigkeit, auf Kapitalinteressen, die überall gleichermaßen vertreten werden, die wir aber gar nicht erreichen können. Wir können das doch gar nicht bewerkstelligen mit (…) der Hafen wie Hamburg.


Herrn Malchow, habe ich persönlich in Leserbriefen immer mal wieder wahrgenommen, fand ihn äußerst kritisch, heute finde ich Sie, ehrlich gesagt, sehr sympathisch mit Ihrer Idee, weil, ich teile das absolut, ich teile es absolut, wir können durch Containertaxen ohne Weiteres auch tatsächlich Transporte im Hafen bewerkstelligen. Man hat da in der Vergangenheit Wert drauf gelegt, solche Ideen einfließen zu lassen. So, und das würde ich mir auch wirklich wünschen, dass man da wieder so ein bisschen hinkommt und sagt, wir können doch gemeinsam an verschiedenen Stellen den Hafen vernünftig weiterentwickeln, anstatt einfach nur grundlegend Kapitalinteressen nach vorne zu schieben und in den sämtlichen Diskussionen, die wir als Beschäftigte geführt haben, immer nur die gleichen Antworten – Entschuldigung – von der SPD und in dem Fall von den GRÜNEN zu bekommen, nämlich ein, ich sage mal, vorgeschriebenes Blatt Papier, das uns überhaupt nicht weiterhilft und die Fragen auch nicht beantwortet. Ich möchte verstehen, was der Antrieb daran ist, ich möchte verstehen, warum man den Hafen mit dem, was er bringt und dem Geld, was er auch für die Stadt bringt und für die Menschen, alles, was wir in die HGV einfließen lassen, alles, was wir in der Stadtentwicklung auch brauchen, einfach so verramschen will, weil man einen Reeder wie MSC hierherholen will, der dann noch nicht einmal bestätigen kann, sicherstellen kann, mit den Erfahrungen aus Bremerhaven und anderen Bereichen, dass er diese Menge überhaupt bringen wird. Und Sie verschließen sich jeglicher Argumentation. Fachlich haben Sie hier heute alles gehört, nehmen Sie das mit und lassen Sie das in Ihre Entscheidung einfließen. Wir wissen, dass Sie Kritiker in Ihren eigenen Parteienreihen haben, die sind auch da. Und vielleicht treffen Sie die richtige Entscheidung, und die kann nur lauten, Hand gegen diesen Deal, der ist für uns alle schlecht.

Nehmen Sie das einfach mit, fachlich ist hier alles gesagt worden von allen Seiten, arbeitgeberseitig, Arbeitnehmervertreter, und ich hoffe, dass Sie das vielleicht auch so ein bisschen umsetzen können. – Danke schön.

Stellungnahme ver.di zum Ausschusses für Wirtschaft und Innovation FHH

Sitzungsdatum: 6. Februar 2024

Herr Gastmeier: Ja, sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte ergänzend zu unserer Stellungnahme von Anfang Dezember 2022 aus Sicht der Gewerkschaft ver.di Anmerkungen zum Hafenentwicklungsplan machen. Schon damals erklärten wir die Bedeutung der Nationalen Hafenstrategie, auch wenn die Zuständigkeit hier ja auf Bundesebene zu suchen ist, sollte jetzt allen Beteiligten klar sein, dass der angedachte Senat-MSC-Deal einer möglichen Hafenstrategie diametral gegenübersteht. Der politische Einfluss der Stadt Hamburg zur Entwicklung einer Hafenstrategie sinkt auf null. Sollte der Senat-MSC-Deal nicht gestoppt werden, ist es möglich, eine Nationale Hafenstrategie für und nur für MSC zu erleben. Hamburg ist dann raus aus der Diskussion.


Dasselbe Los könnte die gute Arbeit treffen.
Alle Absichtserklärungen im Hafenentwicklungsplan wären dann Makulatur. Heute so zu tun, als gäbe es eine politische Möglichkeit, den Hafen zu entwickeln und den Senat-MSC-Deal zu akzeptieren, liegt falsch. Deshalb ist es zwingend nötig, zuerst die Ausverkaufspläne an MSC zu stoppen, erst dann kann es unter Einbindung aller Akteure gelingen, eine Zukunft für den Hamburger Hafen zu entwickeln. Diese Einforderung zur Kommunikation wird in der Praxis schon jetzt mit Füßen getreten. Zum Ende letzten Jahres wurden die Lascher-Kollegen von Frau Leonhard trotzt vereinbartem Termin abgecancelt. HHLA-Beschäftigten wurde der Zugang zum Neujahrsempfang des Bürgermeisters verwehrt. Und ganz aktuell liegen uns jetzt Erkenntnisse vor, wonach der Staatsschutz – der Staatsschutz, wohlgemerkt – gegen Hafenarbeiter, die sich an einer demokratischen Demonstration der Gewerkschaft ver.di beteiligt haben, ermittelt.
Es ist Zeit, alles zu ändern, vor allen Dingen die Hamburger Hafenpolitik. – Danke.